Training OHNE Booster – Ist das überhaupt gesund?

ich habe vor einiger Zeit eine so witzige Geschichte zum Thema Trainings-Booster erlebt, dass ich sie eigentlich kaum glauben könnte, wenn ich sie nicht selbst erlebt hätte.

Dazu ist sie aber auch noch so witzig, dass ich sie für euch am liebsten nachstellen wollen würde.

Es hat sich tatsächlich so zugetragen:

Ich sage ja immer; der Job als Personal Trainer oder Fitnesscoach, ist so vielfältig und interessant und man erlebt noch jeden Tag etwas, von dem man auch noch Wochen später erzählen kann.

In jedem Fall war ich also auf der Trainingsfläche unterwegs, als ein junger Mann auf mich zustürmt. Kreidebleich mit seiner großen Sporttasche kommt er also auf mich zu und fragt, ob ich gerade mal eine Minute Zeit habe, er hätte eine wichtige Frage. Mein erster Gedanke war natürlich „Ist alles ok mit Dir?“ Er druckst ein wenig rum und sagt dann, dass er sich nicht so wirklich gut fühlt, denn ihm wäre gerade aufgefallen, dass er seinen Booster nicht dabei hat. „Ja und nu ? Wo ist das Problem ? Dann trainierst Du halt eben ohne nen Booster.“ sag ich zu ihm. Da macht der junge Mann in seinem jugendlichen Leichtsinn große Augen und fragt mich: „Sollte ich nicht lieber nach Hause fahren und mir den Booster holen? Ist das denn gesund ohne meinen Booster zu trainieren ?“ Alle die mich persönlich kennen wissen, dass ich mir bei einer solchen Steilvorlage natürlich nicht nehmen lasse, das Thema nun mal ernsthaft anzugehen.

Ich setze also mein „ernsthaftes“ Pokerface auf und sage dem jungen Mann: „Deine Frage ist natürlich sehr berechtigt und wenn ich Du wäre, würde ich eventuell vielleicht tatsächlich nach Hause fahren, den Booster einnehmen und dann erst wieder zum Training kommen. Vergiss nicht, welches Loch der heutige Tag in Deine Trainingsdokumentation reissen würde, die Du hoffentlich führst. Wie willst Du den Tag heute argumentieren können, wenn Du Dir in einem halben Jahr die heutigen Trainingsgewichte anschaust. Und vergiss nicht Deine Thermogenese heute, ganz zu schweigen vom vermutlich ausbleibenden Pump in der Maximalkontraktion.“ Darauf er wieder: „Ja, ich glaube das hat XY auf youtube auch so erklärt und ohne Booster soll man doch nicht trainieren, das wäre kontraproduktiv und ungesund.“

Leute, ich konnte nicht mehr und musste wirklich lachen. Ich konnte den jungen Mann auch dann davon abhalten, das Training frühzeitig zu beenden, um unnützerweise wieder den Heimweg anzutreten um einen Booster einzunehmen. Ich hab den jungen Mann natürlich auch nicht im Regen stehen lassen und ihm gesagt, dass meine Argumentation verständlich ironisch gemeint war. Aber bei der Vorlage ? Naja, auf jeden Fall haben wir uns dann im Allgemeinen mal über Trainingsmotivation unterhalten und Sinn und Unsinn eines Boosters. Seitdem kann ich ihn davon überzeugen, dass seine Trainingsleistungen nicht in Verbindung mit einem Booster stehen.

Ich denke, wenn ein Sportler sich erst mit einem Booster in Trainingsstimmung bringen kann und ihm ohne die Zugabe der meist ziemlich chemisch zusammengestellt schmeckenden Inhaltsstoffe der „Fokus“ oder der entsprechende Pump beim Training fehlt und er wegen dem Zeugs wirklich nach Hause fahren würde, sollte er seine Zielsetzung und Herangehensweise im Training deutlich überdenken.

Natürlich tragen die Industrie und natürlich auch sinnfreie Youtube-Kanäle dazu bei, dass die derzeitige Generation der Fitness-Sportler sich oft verunsichert dem Thema nähert. Da heißt es bei Youtube, dass Du ohne den Booster nicht die notwendige Power mit ins Training bringst, oder ein anderer „Experte“ spricht von seinem Fokus, der ihm ohne seinen Booster fehlt. Wenn ich so nen Schmu höre kann ich nicht anders als laut lachen, aber so ist es nu und die Leute glauben alles, was einem die selbsternannten Youtube-Profis an die Backe quatschen. Nicht falsch verstehen, es gibt durchaus sehr seriöse und extrem gute Youtuber, aber man muss dann suchen.

Auch stehe ich persönlich natürlich dem Thema Booster nicht unbedingt negativ gegenüber, insofern ich weiß wie und wann ich denn mal so ein Pülverchen einsetze. Ich habe natürlich über Produkttests von Firmen immer wieder mal nen Booster dabei, den ich dann ausprobieren kann. In den meisten Fällen haben die Pülverchen ja dezent wohlklingende und teils selbstironische Namen und oft ist das Zeug sowas von chemisch, dass man es doch lieber das Klo herunterspülen sollte, aber der ein oder andere Trainingsbooster erzielt ja auch eine gewisse Leistung. Aber man sollte sich ernsthaft die Frage stellen, ob man ohne einen Booster kein ordentliches Training absolvieren kann.

Ist man jemand von der Truppe, der ständig Selfies posten muss und zeigen muss, wie hart er trainiert ? Dann dürfte schon eine Besserung und höhere Trainingsleistung erzielt werden, wenn diese Sportler Selfies und ewiges herumgetippe auf dem Smartphone auf nach dem Training verschieben. Zudem es mega nervig ist, wenn die Sportler dann endlos lange die Flachbänke blockieren :)

Und natürlich ist die „Nicht-Einnahme“ eines Trainingsbooster nicht ungesund, eher vielleicht im Gegenteil, bei manch einer Chemiesuppe aus dem europäischen oder amerikanischen Ausland.

Kurzum; hast Du Deinen Booster vergessen, schau mal wie intensiv Dein Training ist, wenn Du Dich wirklich auch endlich mal uneingeschränkt auf das Training konzentierst. So schön es ist, dass unser Sport in den letzten Jahren zum Trend geworden ist, so viele Hersteller von Pülverchen und selbsternannte Youtube-Experten sprießen wie Pilze aus dem Boden. Wie bei allem im Leben, muss man selbst entscheiden was man sich davon annimmt und was nicht. Wie bei allem im Leben ist die goldene Mitte nämlich meist der richtige Ansatz.

Für mich selbst stelle ich mir gerne die Frage, was ich vor 20 Jahren gemacht habe. Als ich in den 90ern mit dem Sport anfing wurde man belächelt, wenn es hieß, dass man sich im Fitness-Studio fit hält und daran interessiert wäre Muskelmasse mit Hilfe von Krafttraining aufzubauen. Wir hatten nicht annähernd die Produktpalette, mit der sich heutige Sportler auseinandersetzen können. Bei uns standen damals andere Prinzipien auf dem Plan und wir brauchten damals auch nicht sowas wie nen Trainingsbooster.

 

Damals hieß mein Trainingsbooster „Der Wille zu Spitzenleistung“

Der unabdingbare Wille bei jedem Training Spitzenleistung zu geben und in jedem Training ein bisschen mehr aus sich herauszuholen, um am Ende der Wettkampfsaison mit dem heißbegehrten Titel belohnt zu werden. Für mich galt es, so lange ich denken kann, im Training mein bestes zu geben. Ich habe mich nie auf etwas anderes als meine eigene Trainingsleistung verlassen. Für mich lautete es, die mentale Einstellung zu Spitzenleistung auf dem Weg zum Training bereits im Kopf zu manifestieren. Visualisierung habe ich damals bereits unterbewusst angewandt, auch wenn ich es heute bewusst einsetze, um an meiner Qualität, meiner Kraft und meiner Trainingsbereitschaft zu arbeiten.

Der beste Booster ist für mich der mentale Kick. Mit dem unbändigen Willen, Bestleistung zu bringen und wirklich jedes Training zum Event zu machen, bin ich seit 23 Jahren in Form. Und da kommt auch keine Chemie heran, ausgenommen die natürlichen chemischen Prozesse, die während der Vorbereitung und Durchführung beim Training in meinem Körper ablaufen.

Ernsthaft trainierende Sportler gab es damals sicherlich mehr als heute, denn viele vergessen heute, dass es sich bei unserem Sport nicht um eine Modeerscheinung handelt, sondern um eine ganzheitliche Lebenseinstellung. Ich finde es großartig, dass sich heute so viele Sportler mit Krafttraining fit halten, aber ich denke auch, dass es sich bei vielen um Trendsportler handelt, die in den kommenden Jahren vielleicht auch schon wieder einem anderen Sport folgen. Alles nicht schlimm.

 

Der Trainings-Booster als Trendsetter

Der Hype Fitness-Sport, Wettkampfteilnahme und Supplements, ist derzeit vermutlich auf dem Höhepunkt, aber für jeden Sportler der unseren Sport ebenso liebt und verinnerlicht wie ich, wird es kein Modetrend sein. Ich schätze dass wir wieder bei unseren 5 Prozent sind. Schau nach links und rechts, 95 Prozent der Gesichter die sich mit Selfies, Chat und Booster vorantreiben haben in den nächsten Jahren schon wieder einen anderen Trend, dem sie nachjagen.

Nun ja, so viel zum Thema Booster. Es gibt übrigens zu guter letzt doch noch etwas, was Dich auf Knopfdruck hellwach macht und auch dazu beitragen kann, dass Dein Training eine Art Boost erfährt. Seit den 90ern mache ich es mir zu Nutze und trinke vor dem Training schon mal gerne einen doppelten Espresso oder einen starken Bohnenkaffee. Die Menge an Koffein ist zwar nicht mit der eines Boosters zu vergleichen, aber ein doppelter Espresso hat durchaus auch seine 100mg Koffein. Zeitnah vor dem Training eingesetzt wirkt dieser kleine Wachmacher dann ganz ordentlich und sorgt auf natürliche Weise für eine verbesserte Thermogenese und macht Dich beim Training hellwach.

Probierts mal aus und macht Euch bewusst, dass nur Ihr entscheiden könnt, wie intensiv Euer Training ausfallen wird, kein Booster der Welt kann dies beeinflussen.

In diesem Sinne wünsche ich Euch nun ein schönes Wochenende.

5 Kommentare
  1. K.Y. Andy
    K.Y. Andy sagte:

    Hey Poli :D, ich find deinen Beitrag zum Thema „Booster“ sehr gut. Ich bin der Meinung man kann darauf hinzugreifen zur Leistungssteigerung (benutze auch selber einen veganen :D), aber man sollte sich nicht sein (Trainings-)Leben davon abhängig machen.

    Danke für deine Beiträge

    mit wundervollen Grüßen

    Andy 🙂

    Antworten
    • Poli
      Poli sagte:

      Hi Andy, ich freu mich, dass Dir mein Beitrag zum Thema gefallen hat 🙂 Ja, definitiv kann man auf Booster zurückgreifen, wenn man sie mit Bedacht einsetzt, sich aber nicht davon diktieren lässt, inwiefern das Training nun mit Booster zum gewünschten Erfolg führt. Ich werde demnächst mal nen kleinen Beitrag dazu machen, welche Booster ich selbst verwendet habe, oder hin und wieder einsetze. Wie gesagt, stehe ich dem Thema ja nicht grundsätzlich negativ gegenüber, aber die Leute übertreiben einfach immer 🙂 Ich hoffe, dass ich Dich weiterhin mit tollen Beiträgen begeistern kann 🙂

      Viele Grüße
      Poli

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  2. Jahn von Fitvolution
    Jahn von Fitvolution sagte:

    Hallo Poli,

    es ist wirklich krass, dass solche Booster inzwischen für viele schon fest zum Trainingsablauf dazu zu gehören scheinen. Dabei ist die regelmäßige Einnahme ja alles andere als gesund und langfristig sogar eher kontraproduktiv. Um die positiven Effekte aufrecht zu erhalten wird die Dosierung immer größer und größer und irgendwann echt gefährlich…oder die Leute greifen direkt zu einem illegalen Präparat mit MDAA oder ähnlich gefährlichen Wirkstoffen.
    Dabei habe ich prinzipiell gar nichts gegen den gelegentlichen Einsatz von einem Trainingsbooster vor dem Workout. Deshalb habe ich mich damit auch auf meinem Blog recht ausführlich auseinander gesetzt. Man sollte damit nur sparsam umgehen, um davon maximal profitieren zu können, ohne seine Gesundheit zu gefährden. Und vor allem sollte man auch ganz genau das Etikett lesen…

    Viele Grüße
    Jahn

    Antworten
    • Poli
      Poli sagte:

      Hi Jahn,

      ich sehe es mit allen Supplements so, dass ich sie wirklich exakt und sehr gezielt einsetze, sodass ein Supplement eine 100% korrekte und zielgerichtete Ernährung „ergänzt“ und aufbessert, sodass man mit dem Supplement bei perfekter Auswahl der richtigen Lebensmittel für das entsprechende Ziel noch einen draufsetzt, statt wie viele Sportler ihr Leben lang umherirren, die das Supplement die Mangelernährung kompensieren lassen.

      Ich persönlich setze Booster auch nur sehr gezielt ein, bei 3 von 10 Trainings vielleicht, eher sogar noch seltener. Ich arbeite derzeit mit diesem Produkt

      https://www.qi-2.com/trainingsbooster-beast-code/

      Ich freue mich wieder von dir zu lesen.

      Viele Grüße

      Antworten

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